Arbeitskreis Dorfgeschichte

Arbeitskreis Dorfgeschichte Donnerstag, 7. März 2024 von Arbeitskreis Dorfgeschichte

Vor 50 Jahren - Abriss des Gasthauses „Zum Lamm“ und des Bauernhauses Lang

Vergleicht man historische Aufnahmen unseres alten Ommersheim mit dem Bild, wie es sich uns heute zeigt, sind die baulichen Veränderungen wohl am deutlichsten in der Saar-Pfalz-Straße zu erkennen. Durch den Ausbau, aber auch mit dem Neu- und Umbau zahlreicher Privat- und Geschäftshäuser in den 1960er und 1970er Jahren, wurde die überwiegend durch die Landwirtschaft geprägte Ortsdurchfahrt stark verändert. Von einst mehreren Bauernhäusern in der früheren Hauptstraße hat sich einzig das Bauernhaus Siepelt/Wannemacher („Schorsche“) erhalten.

Mit dem heutigen Beitrag erinnern wir an zwei dorfbildprägende und geschichtlich sehr interessante Häuser aus der Ommersheimer Dorfmitte, die Anfang 1974 abgerissen wurden, um Platz zu schaffen für den Parkplatz und die Zufahrt zu der bereits im Bau befindlichen Saarpfalz-Halle. Beide erlebten eine über 150jährige wichtige Epoche wechselvoller Ommersheimer Geschichte.

Zunächst zum Bauernhaus der Familie Lang, den Älteren besser bekannt als „Langpetersch“: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Anwesen von Andreas und Maria Lang geb. Hary erbaut, den Urgroßeltern von Herbert Lang. Mit seiner Frau Marianne geb. Walle führte er bis 1966 in der vierten Generation den landwirtschaftlichen Betrieb in der damaligen Hauptstraße 78.

Zu großen Veränderungen für unsere Nebenerwerbs- und hauptberufliche Bauern führte die sogenannte „Flurbereinigung“ in den 1960er Jahren. Im Zuge der Zusammenlegung und Neueinteilung von zersplittertem landwirtschaftlichem Grundbesitz wurden auch vier landwirtschaftliche Betriebe aus dem Dorfbereich ausgesiedelt.

Drei der neuen Aussiedlerhöfe finden wir an der Römerstraße. Der von Herbert und Marianne Lang im Jahr 1966 errichtete „Römerhof“ ist der erste, dem man vom Wasserhochbehälter („Bassing“) aus kommend auf dem beliebten Wander- und Freizeitweg begegnet. Nach der Hofübergabe an ihren Sohn, Landwirtschaftsmeister Konrad Lang mit seiner Frau Sonja geb. Müller, wird der Hof heute von ihrem Enkel Thomas Lang und seiner Ehefrau Verena geb. Weiersbach bewirtschaftet. Neben dem „Römerhof“ wurden in den 1960er Jahren auch der „Eichelbergerhof“ sowie der „Heidehof“ und der etwas abseits gelegene „Schneckenbrunnerhof“ errichtet.

Dorfgeschichtlich von Bedeutung ist auch das Gasthaus „Zum Lamm“ in der damaligen Hauptstraße 80: Erbaut wurde das Haus von Andreas Johann Meyer, ein von Petneu in Tirol zugezogener Hugenotte, im Jahr 1819. Darauf weist der stattliche und mit bemerkenswerten Reliefs versehene Türstein hin. Links zeigt er einen Anker und in der Mitte das Gotteslamm mit der lateinischen Inschrift „ECCE AGNUS DEI“, beides Symbole aus frühchristlicher Zeit. Rechts sind Bierfässer zu sehen und darüber die Jahreszahl 1819.

Der Türstein befindet sich heute auf dem Vorplatz der Saarpfalz-Halle und ist mittlerweile durch Witterungseinflüsse zerstört. Eine in Originalgröße von dem Steinmetz und Bildhauer Gerd Abel aus Niederwürzbach angefertigte Nachbildung ist im Foyer der Saarpfalz-Halle angebracht.

Das stattliche Dorfgasthaus war nicht nur Wirtschaft, sondern diente mit seinen Fremdenzimmern auch als gute Übernachtungsmöglichkeit. Viele reisende Geschäftsleute, ob mit Postkutsche oder eigener Pferdekutsche unterwegs, nahmen gern Kost und Logis im Gasthaus „Zum Lamm“, auch dank eines guten Rufes, den die Küche genoss.

Im rückwärtigen Teil des Hauses gab es Stallungen für Pferde und im Hof Unterstände für die Kutschen. Hier war auch jahrelang die Pferde-Wechselstation der Bayrischen Post (Oberpostdirektion Speyer). Weiterhin gab es in einem Anbau eine Obstbrennerei.

Aber auch für Spaß und Sport war gesorgt. Vor allem sonntags konnten sich die Herren auf einer Kegelbahn im Hof vergnügen. Auch mancher Bub aus dem Dorf profitierte davon, wenn er sich beim Aufstellen der Kegel einige Groschen verdienen konnte.

Ein späterer Besitzer und Wirt des Hauses war Peter Tussing. Abgeleitet von seinem Beruf „Sattler“ erklärt sich der heute noch bei älteren Ommersheimern geläufige Dorfname des Gasthauses: „Sattlersch Wertschaft“.

Das Foto wurde kurz vor dem Abriss 1974 von Rudi Hartz aufgenommen und uns freundlicherweise von seiner Tochter Doris Kirchhoff zur Verfügung gestellt.

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