Hermann Hofmann
Als der Ommersheimer Hermann Hofmann einer der Väter der Weimarer Verfassung wurde und er vor den Nazis flüchten musste ...
Dass vor über 100 Jahren der deutsche Kaiser Wilhelm II abgedankt hat und in Deutschland die erste Demokratie geschaffen wurde, die heute allgemein als Weimarer Republik bezeichnet wird, wissen sicherlich die meisten.
Aber wussten Sie auch, dass einer der Väter der ersten demokratischen Verfassung ein Ommersheimer war, der 13 Jahre ununterbrochen für Deutschland im Reichstag in Berlin saß, nach der Machtergreifung Hitlers vertrieben und verfolgt wurde und danach völlig verarmt in Ommersheim starb?
Die Rede ist von dem großen deutschen Demokraten Hermann Hofmann, der am 9. September 1880 in Ommersheim geboren wurde. Seine Eltern waren der angesehene Landwirt und Raiffeisenrechner Andreas Hofmann (1851-1943) und Elisabeth Hartz (1852-1913).
Nach dem Besuch der Volksschule in Ommersheim absolvierte der gläubige Katholik von 1893 bis 1896 die Präparandenschule in Blieskastel und besuchte anschließend zwei Jahre die Lehrerbildungsanstalt in Speyer.
Nach ersten Tätigkeiten in Klingenmünster, Speyer und Pirmasens wurde er 1904 zum planmäßigen Lehrer in Ludwigshafen am Rhein ernannt. Dort wurde er 1915 Oberlehrer an der Rheinschule. Während des Ersten Weltkrieges organisierte er in Ludwigshafen die örtliche Lebensmittelversorgungskommission.
Hofmann war mehrere Jahre Vorsitzender der katholischen Jugendorganisation "Windthorstbund" in Ludwigshafen am Rhein. Auch als der bayerische Landesverbandes des Zentrums sich als Bayerische Volkspartei (BVP) selbständig machte, blieb er Zentrumsmitglied und gehörte auch weiterhin dem Gesamtvorstand der Zentrumspartei an.
Hofmann blieb auch in Weimar und Berlin stets ein aufrechter Kämpfer für die Interessen des Saargebietes und der Pfalz. So unterzeichnete er am 22. Februar 1919 als Wortführer eine Resolution an den Besatzungsgeneral Gérard in Landau mit der Forderung der Loslösung der Pfalz von Bayern. Am 28. November 1919 nahm er als wichtiger Berater an einer Besprechung der Reichsregierung mit Abgeordneten über die Lage in den besetzten westlichen Gebieten teil.
Von 1920 bis 1933 gehörte er dann ununterbrochen als Abgeordneter dem Deutschen Reichstag an. Der Ommersheimer war dabei als Mitglied der Zentrumspartei im Deutschen Reichstag immer hautnah dabei wenn in den ganz großen politischen Debatten die wichtigen Entscheidungen für das krisengeschüttelte Deutsche Reich getroffen werden mussten.
In den 1920er Jahren war er maßgeblich an der Wiedergründung des demokratischen Zentrums in der Pfalz beteiligt, dessen Vorsitzender er wurde.
1921 wurde er Mitglied des Parlamentarischen Beirats beim Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete. 1922 wurde er in den Reichsvorstand der Deutschen Zentrumspartei gewählt, 1924 war er Mitverfasser des Flugblattes "Reichstags-Zentrum und besetztes Gebiet während des Ruhrkampfes".
Am 17. Januar 1924 beantragte er eine Einberufung des Reichstages wegen der „separatistischen Frage". Die pfälzische Zentrumspartei ehrte ihren großen politischen Vorkämpfer indem sie ihn 1924 zum Ehrenvorsitzenden ernannten.
Auch außerhalb der Politik war Hofmann aktiv. So war er von 1924 bis 1932 Zweiter Vorsitzender des katholischen deutschen Sportverbands "Deutsche Jugendkraft" (DJK).
Als Reichstagsabgeordneter war der Ommersheimer bei allen wichtigen Sitzungen und Beratungen dabei, etwa als über den Generalstreik im Ruhrgebiet beraten wurde, bei den Verhandlungen um die Reparationszahlungen, die Reaktionen auf die Weltwirtschaftskrise beschlossen wurden, aber auch beim Untergang der Weimarer Republik, als Adolf Hitler zum Reichskanzler gewählt, der Reichstag in Brand gesetzt und das Ermächtigungsgesetz beschlossen wurden.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor Hofmann wie alle Demokraten sein Reichstagsmandat, wurde von den Nazis auch aus dem Schuldienst entfernt und von der Polizei vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen, wo er Repressalien erdulden musste. Ihm wurde die Ausübung jeglicher politischeren Tätigkeiten verboten und er stand fortan unter ständiger Beobachtung durch die GESTAPO. Nur mit finanzieller Unterstützung durch seinen 90jährigen Vater konnte er in den Jahren 1933/34 in Berlin überleben.
1934 flüchtete er vor den Nazis ins damals unter Völkerbundverwaltung stehende Saargebiet, das aber nach der Volksabstimmung 1935 ebenfalls unter die Fänge der Nazis geriet. So hatte er auch in seinem Heimatort als politisch Unliebsamer einen schweren Stand. Von 1934 bis zu seinem Tod 1941 lebte Hofmann in ärmlichen Verhältnissen in Ommersheim und war ständiger Schikanen ausgesetzt. Dennoch engagierte er sich auch weiterhin, etwa im Katholischen Lehrerverein der Pfalz.
1935 übernahm er die Leitung des Kirchenchors Ommersheim (Cäcilienverein) und komponierte das Kirchenlied "Königin des Friedens", von dem damals immerhin 5.000 Exemplare gedruckt wurden. Auch 1939 wurde Hofmann noch immer von den Nazis als Gefahr angesehen und von der SS in die "Erfassung führender Männer der Systemzeit (Konfessionelle Parteien)" aufgenommen.
Hermann Hofmann starb in den Kriegsjahren am 30. Mai 1941 im Alter von 60 Jahren unter ungeklärten Umständen in Ommersheim und wurde auch dort bestattet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der aufrechte Demokrat in Ludwigshafen am Rhein posthum mit der Benennung der „Hermann-Hofmann-Straße“ geehrt. In seiner Heimatgemeinde Mandelbachtal erinnert heute nichts mehr an den großen Demokraten, der bei uns leider in Vergessenheit geraten ist. Der Verkehrsverein Mandelbachtal möchte hier im kommenden Jahr mit einer Gedenktafel an geeigneter Stelle Abhilfe leisten.
Die Bilder zeigen Hermann Hofmann und den Deutschen Reichstag, in dem er 13 Jahre von 1920 bis 1933 als Reichstagsmitglied der Zentrumspartei tätig war. Wenn Ihnen unser kleiner Ausflug in die Geschichte gefallen hat, lassen Sie uns gerne einen Like oder einen Kommentar da.
Quelle: Verkehrsverein Mandelbachtal
Text: Manfred Pfeiffer
Fotos: Bayrischer Landtag, Deutscher Bundestag