Schloss Philippsburg
Vor 230 Jahren - Zerstörung von Schloss Philippsburg
Mit dem heutigen Beitrag gehen wir zurück in die „Von der Leyen-Zeit“ und erinnern an Schloss Philippsburg. Von dem einst repräsentativen Bau blieb nach der Französischen Revolution nur das Gesindehaus. Das Gebäude liegt am nordöstlichen Rand der Ommersheimer Gemarkung unweit des Niederwürzbacher Weihers.
Die mit unserem Dorf eng verbundene „Von der Leyen-Zeit“ und damit auch die Geschichte von Schloss Philippsburg beginnt 1660. In diesem Jahr erwirbt die Familie von der Leyen das kurtrierische Amt Blieskastel. Bereits 1661 beginnen auf dem Blieskasteler Burgberg die Arbeiten am neuen Schloss mit ausgedehnten Gartenanlagen. Erst 1773 verlegt Reichsgraf Franz Carl von der Leyen seine Residenz von Koblenz nach Blieskastel.
Mit seinem frühen Tod im Jahr 1775 wird seine Frau Marianne Regentin über die Herrschaft Blieskastel. Bis 1793 wird unter der Regentschaft der Reichsgräfin eine Residenz geschaffen, die mit ihren herrschaftlichen Bauten und zahlreichen repräsentativen Beamten- und Bürgerhäusern zu den bedeutendsten Stätten des Barock zählt.
In die „Von der Leyen-Zeit“ fallen auch die Errichtung des Ommersheimer Rathauses, des ehemaligen Amtsgebäudes der Grafenfamilie sowie der sich nach Osten hin anschließenden gräflichen Zehntscheunen „auf dem Hof“. Das Leyen‘sche Wappen ist noch heute über der Eingangstür zu sehen.
In den Jahren 1781 bis 1788 wird Schloss Philippsburg erbaut, benannt nach dem Sohn der Reichsgräfin, dem Erbgrafen Philipp von der Leyen (1766 – 1829). In der Nähe entstehen auch das Landhaus „Bonvoisin“, genannt der „Rote Bau“ sowie der „Annahof“, ein imposanter Rundbau auf der gegenüberliegenden Weiherseite.
Die Französische Revolution, die am 14. Juli 1789 in Paris ihren Anfang nimmt, sollte in den Folgejahren ganz Europa erschüttern. Ab 1793 kommt es durch einfallende französische Revolutionsarmeen, denen verbündete Truppen aus Preußen, Sachsen, Hessen und Österreich entgegenstehen, auch in unserer Region zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Zahlreiche Gefechte mit ständig wechselnden Frontverläufen und blutige Scharmützel prägen das Kriegsjahr 1793. Auch bei Biesingen kommt es am 17. November zu einem Gefecht zwischen der französischen Moselarmee und preußisch-sächsischen Truppen.
Das Jahr 1793 ist auch ein Jahr der Plünderungen und Zerstörungen. „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. So beginnt eine von Metzer Revolutionären erlassene Erklärung, die erahnen lässt, welche Repressalien der herrschende Adel zu erwarten hat.
Nachdem am 13. Mai 1793 Schloss Jägersberg bei Neunkirchen geplündert und in Brand gesteckt wird, ist am Tag darauf auch Blieskastel Schauplatz dramatischer Ereignisse. Reichsgräfin Marianne von der Leyen kann sich nur durch Flucht dem Zugriff französischer Revolutionäre entziehen. Das Schloss wird geplündert und teils zerstört. Von der einst prächtigen Anlage ist mit dem „Langen Bau“ („Orangerie“) heute nur noch ein kleiner Rest der Gartenarchitektur erhalten. Schloss Philippsburg erfährt ein ähnliches Schicksal. Verschont bleibt nur das Gesindehaus.
Im Jahr 1793 werden weitere herrschaftliche Bauten und selbst Klöster geplündert, zerstört oder niedergebrannt. In der näheren Umgebung sind es Schloss Karlsberg bei Homburg, das Jagdschloss in Jägersburg und das Saarbrücker Schloss.
Die Kampfhandlungen zwischen französischen Revolutionsarmeen und den Koalitionstruppen enden erst mit dem Frieden von Campo Formio 1797, in dem die linksrheinischen Gebiete an Frankreich fallen. Im Mai 1804 erhält die Familie von der Leyen ihr Immobilienvermögen durch ein Dekret Napoleons zurück.
Marianne von der Leyen kehrt nach ihrer abenteuerlichen Flucht am 14. Mai 1793 nie wieder nach Blieskastel zurück. Die Reste von Schloss Philippsburg werden 1808 verkauft. Das Gesindehaus (Foto), das zunächst noch im Besitz der Grafenfamilie verbleibt, wird 1834 von den Brüdern August und Christian Culmann erworben und steht heute unter Denkmalschutz.
(Foto: Martin Baus aus Saarpfalz-Kalender 2009, herausgegeben vom Saarpfalz-Kreis)